Geschichte des Klootschießens
Es ist heutzutage schwer exakt die Geschichte dieses Sports festzuhalten, zuwenig Aufzeichnungen existieren leider über das Klootschießen.
Vermutlich ist es die sportliche Variante einer alten germanischen Kriegskunst, bei der kräftige Krieger Kugeln aus gebrannten Lehmkluten oder Stein (siehe Bild) dem Feind entgegen schleuderten. Gefundene Kugeln aus der Zeit um 2000 v. Christus haben zumindest eine verblüffende Ähnlichkeit mit heutigen Klootkugeln. Da die ältesten Kugeln in Irland und Schottland gefunden wurde, scheint diese Kriegskunst auch dorther zu kommen.
Der römische Historiker Publius Cornelius Tacitus (58-116 n. Chr.) spricht in seinem Germanorum von germanischen Kriegern in der Elbmarsch, deren Wurfkugeln aus getrockneten Lehmkluten bei den römischen Invasoren gefürchtet waren, da sie auf großen Entfernungen zielsicher trafen und schwere Verwundungen nach sich zogen.
In dieser Zeit war es üblich in Friedenszeiten durch sportliche Varianten der Kriegskünste die Fähigkeiten in diesen Bereichen zu erhalten, so vermutet man auch, daß dadurch das Klootwerfen zur Sportart wurde.
Durch die Christianisierung Norddeutschlands durch irische Mönche im 9. Jahrhundert dürfte diese Sportart dann erheblich an Bedeutung gewonnen haben, vermutlich fallen auch die ersten mit Blei ausgegossenen Kugeln in diese Zeit. In einiger Fachliteratur wird von Ausgrabungsfunden von Klootkugeln gesprochen.
Nachdem der Sport dann im Laufe der Jahrhunderte wieder an Bedeutung verlor (vermutlich spielt es dabei auch eine Rolle, daß moderne Waffentechniken entwickelt wurden) kam es spätestens im 15.Jahrhundert zu einem erneuten "Boom" im Klootschießen. Ab 1510 mehren sich die schriftlichen Erwähnungen des Klootschießens.
Der Sport wurde sehr ernst genommen und da zum Schutz gegen die Kälte hochprozentiger Alkohol getrunken wurde und dabei auch Wetten abgeschlossen wurden kam es immer wieder zu schweren Ausschreitungen, die letztendlich im Verbot des Sportes endeten:
"Nachdem des die Erfahrung bezeuget, daß bey dem sogenannten Klohtschießen, das um Geld, Bier oder andere Getränke angestellt wird, oder auch wozu die Nachbarschaften, ja wol gantze Gemeinen und Dörffer sich gegen einander ausfordern und aufbiehten, vielerley Unordnungen mit Saufen, Fressen, Schelten, greulichen Fluchen und schweren Schlagen und Verwunden und anderen groben Aergernis frommer Leute... "
(Aus der Begründung zum Verbot des Klootschießens, Fürst Georg Albrecht, 1731)
Um 1860 begann dann der vorerst letzte große "Klootschießer-Boom" aus dem die heutigen Kreisverbände und der FKV hervorgingen sowie auch die meisten noch heute existierenden Vereine. Gerade in der Zeit um die Jahrhundertwende 1900 war das Klootschießen so populär, daß nicht selten tausende Zuschauer auf die Strecke kamen.
Der erste Weltkrieg dann löschte mit einem Mal fast ganze Vereine aus. Von den Klootschießern aus Phiesewarden haben nur 2 Gründungsmitglieder den Krieg überlebt, ebenso erging es vielen anderen Vereinen. Viele andere kamen mit Verletzungen aus dem Krieg zurück, die sie am Ausüben des Friesensports hinderten.
In den frühen 20er-Jahren aber schon wurden die Klootschießer wieder aktiver. Die ersten größeren Vereinsjubiläen standen an mit großen Festen und Preiswerfen und die Feldkämpfe erfreuten sich großer Beliebtheit. Die immer weiter ansteigenden Arbeitslosenzahlen trieben die Menschen scharenweise zum Klootschießen als schon damals kostengünstige Betätigung. Das Klootschießen, in dem es seit jeher keine Unterschiede nach gesellschaftlichem Stand des Werfers gab, wurde zum Breitensport. Die Zuschauerzahlen stiegen auf bis zu 20000.
Dieser Trend setzte sich bis zum Ende der 30er-Jahre fort. Doch schon hier wirkten sich nacheinander die Vollbeschäftigung, die Förderung wehrerhaltender Sportarten (zu denen das Klootschießen nicht galt) und die Mobilmachung für den zweiten Weltkrieg negativ aus. Das Klootschießen verlor an Bedeutung, was in der völligen Unterbrechung der Ausübung im zweiten Weltkrieg mündete.
Nach dem zweiten Weltkrieg aber standen die Klootschießer sofort wieder Gewehr bei Fuß. Nachdem sich die Besatzungsmächte, in erster Linie die Briten, von der Unbedenklichkeit des Sportes überzeugten, genehmigten sie sehr schnell wieder die Aufnahme der Spielbetriebe. Schnell konnten auch die alten Verbindungen in die Niederlande wieder hergestellt werden.
Es löste allerdings schnell das Boßeln, das zuvor nur ein Nieschendasein führte, das Klootschießen als Friesensport Nr.1 ab. Grund dafür war unter anderem die erhebliche Verbesserung der Straßenverhältnisse und die einfache Durchfürbarkeit.
Trotzdem lebt das Klootschießen noch heute, auch wenn mittlerweile nur noch etwa 1/10 der aktiven Friesensportler den Sport betreiben.